Dinglingerhaus am Jüdenhof

Das Dinglingerhaus am Jüdenhof (Nr. 5, später Neumarkt 18) war ein einzigartiges Zeugnis des Dresdner Bürgerhausbaus des Barock und zählte bis 1945 zu den meistfotografierten Motiven der Dresdner Altstadt. Seinen Namen erhielt es von George Christoph Dinglinger (geb. 1688), der das Gebäude im Jahre 1716 erwarb und bis zu seinem Tode 1745 bewohnte. George Christoph war Goldschmied und gestaltete gemeinsam mit seinem berühmteren Bruder Johann Melchior (dieser besaß das nur wenige Meter entfernte Haus Frauenstraße 9) zahlreiche Pretiosen für August den Starken, die bis heute im Grünen Gewölbe aufbewahrt werden.

Das Gebäude war bereits in den Jahren 1710/11 unter seinem Vorbesitzer, dem Küchenschreiber Abraham Thäme, und damit noch vor dem Erwerb durch Dinglinger errichtet worden. Als Architekt wird wohl zu Recht der damalige Landbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann angenommen, nach dessen Entwurf etwa gleichzeitig mit dem Bau des Zwingers begonnen wurde. Die Gliederung der Platzfront durch kolossale Pilaster, der in jeder zweiten Fensterachse angebrachte reiche Dekor sowie vor allem die sanft vorschwingende Mittelachse verliehen dem Gebäude höchste Pracht und Eleganz. Offensichtlich verarbeitete Pöppelmann hier Eindrücke seiner kurz zurückliegenden Italienreise, die ihn auch nach Prag und Wien geführt hatte. Die Mittelachse klang oberhalb des Hauptgesimses in einem reich geschmückten Zwerchhaus mit Segmentbogengiebel aus, dem ein Altan mit durchbrochener Balustrade vorgelagert war. Die seitliche Fortführung seiner Brüstung schloss das Zwerchhaus mit den beiden angelehnten Dachgaupen zu einer einheitlichen Gruppe zusammen. Ein hohes Mansarddach mit Ovalgaupen, die um 1900 entfernt wurden, bekrönte den Bau.

Die Fassade

Die Fassade ist von einer künstlerischen Vollendung, wie solche an einem schlichten Wohnhaus wohl kaum je in höherem Maße erreicht wurde. Neben dem Haus Rampische Straße 33 wurde das Dinglingerhaus zum berühmtesten Dresdner Bürgerhaus der Augustäischen Epoche und wurde ebenso wie Zwinger, Frauenkirche oder Hofkirche zu einem Merkmal des Dresdner Barocks und zu einem der bedeutendsten bürgerlichen Bauten des deutschen Barocks.“ (Cornelius Gurlitt)

Die Fassade zur Sporergasse war demgegenüber äußerst schlicht gestaltet. Die Innengestaltung des relativ kleinen Gebäudes mit seinem winzigen, lichtachtartigen Hof scheint sich auf einen Saal konzentriert zu haben, der sich hinter den drei mittleren Fensterachsen erstreckte.

1945 wurde das Gebäude vollständig zerstört. Das schmiedeeiserne Oberlichtgitter des Portals konnte jedoch geborgen werden. Im Zuge der Neubebauung des Quartiers 2015/16 wurde das Äußere des Dinglingerhauses in hoher Qualität rekonstruiert. (TK)

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Sresden, Dinglingerhaus am Jüdenhof
Das Dinglingerhaus (re) an der Westseite des Jüdenhofs im Zustand des Wiederaufbaus (Visualisierung)