Geschichte von Burg und Schloss Frauenstein ab 1585

Burgruine und Schloss Frauenstein
Burgruine und Schloss Frauenstein - 2014

Mit der aufkommenden Renaissance war der Wohnkomfort der alten Burg nicht mehr zeitgemäß. Der kurfürstliche Rat Heinrich von Schönberg (1549 - 1616) entschloss sich zum Neubau eines Schlosses auf dem Gelände der ehemaligen Vorburg, weil die Burg "...um des mangelnden Wassers und mehr Ungelegenheiten willen zur täglichen Hofhaltung ganz unbequem gewesen sei". Durch den kurfürstlichen Baumeister Hans Irmisch aus Dresden wurde das Schloss 1585-1588 relativ zügig errichtet. Neben zahlreichen kurfürstlichen Bauvorhaben in Dresden war Irmisch unter anderem am Bau des kurfürstlichen Jagdhauses Grillenburg, dem Neubau des Schlosses Freudenstein in Freiberg sowie wahrscheinlich an der Erweiterung des Schlosses in Dippoldiswalde beteiligt. Auffällig sind die Parallelen zwischen den genannten Bauten und Schloss Frauenstein, so etwa die aufgemalte Rustizierung der dem Schloss zugewandten Ringmauer (ähnlich wie Stallhof Dresden), der aufgeputzte Fries unter dem Hauptsims und die bauliche Anlage des Treppenturms.

Für den Bau des Schlosses mussten mehrere Wirtschaftsgebäude der alten Burg abgerissen werden. Diese wurden 1584 inklusive eines Lusthauses östlich des alten Standorts neu errichtet. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Errichtung des Torhauses mit seinen zwei Durchfahrten. Die westliche führte in den Schlosshof, die östliche in den Wirtschaftshof. Für die Herrichtung des Baugrundes waren zudem erhebliche Arbeiten mit "Feuer und Gezeug" (Sprengungen) am Burgfelsen notwendig, wie überhaupt das gesamte Gelände der ehemaligen Vorburg überformt wurde. Aus dieser Zeit dürften auch die südwestlichen Miniaturbastionen italienischen Charakters stammen.

Die Baumaterialien für den Schlossbau stammten aus der Umgebung (Sandstein aus dem kurfürstlichen Steinbruch bei Grillenburg im Tharandter Wald, Kalk von der Hermsdorfer Flur, Lehm für die Ziegel von Burkersdorfer Feldern). Die prachtvolle Innenausstattung (genannt werden ein Bankettsaal mit Darstellungen zur Fabel von Reinecke Fuchs - man denkt unweigerlich an die Darstellungen von Fabelwesen in der etwa zeitgleich entstandenen Augustusburg bei Flöha - und eine prächtige Bibliothek) fiel bereits 1632 den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer. Die 1614 erneuerte Burgkapelle in der ansonsten leerstehenden alten Kernburg, für die das repräsentative Renaissanceportal in der alten Schildmauer entstand, wurde allerdings weiter genutzt. Links von diesem Portal stand bis zum Anfang des 18. Jh. der siebente Ringmauerturm, der einst die Schildmauer bewachte.

Nach dem verheerenden Krieg waren die Schönberger völlig überschuldet und mussten Frauenstein an den Kurfürsten verkaufen. Das Schloss diente nun kurfürstlichen Amtmännern als Wohnsitz. Vereinzelt besuchten die Wettiner Frauenstein auf ihren Fahrten zur Kur nach Teplitz/Teplice, so auch August der Starke vom 14.-16. September 1699. Für fast ein halbes Jahrhundert wurde der Komplex bis 1746 an den Landjägermeister von Leubnitz und seine Nachfahren verpachtet. Die wenigen Instandhaltungsmaßnahmen an der Burg, deren Bedeutung als historisches Denkmal erkannt wurde, beschränkten sich hauptsächlich auf die mit Holzschindeln gedeckten Dächer. Allerdings fehlten fast alle Türen und Fenster, so dass die Räume mit Ausnahme der Burgkapelle kaum zu benutzen waren.

Der große Stadtbrand von 1728 zog Burg und Schloss schwer in Mitleidenschaft. Lediglich Schloss und Torhaus wurden vereinfacht unter Verzicht auf die Renaissancegiebel wieder aufgebaut. Wirtschaftsgebäude und Burg blieben sich selbst überlassen und verfielen in der Folge. Frauenstein war seitdem Ziel für viele Künstler aus der Residenzstadt Dresden, die den malerischen Reiz der Anlage mehr und mehr schätzen lernten, darunter Hofmaler Johann Alexander Thiele (1685-1752), der Schweizer Zeichner Adrian Zingg (1743-1816) sowie Ludwig Richter (1803-1884). Die Ruinen der Wirtschaftsgebäude im Schlossbereich wurden bis Ende des 18. Jh. abgetragen und das Areal neu gegliedert. Aus dieser Zeit stammt der Anbau an die Ringmauer im oberen Schlosshof. Der hintere Teil des Schlosses an der alten Ringmauer blieb noch lange unausgebaut liegen und erscheint auf älteren Grafiken als Ruine. Die Burgruine verfiel bis um 1900 weiter.

Seit 1901 wurde der Verfall der Ruine unter dem Frauensteiner Baumeister Arthur Göpfert, der umfangreiche Ausgrabungs- und Sicherungsarbeiten vornehmen ließ, gestoppt. Die Ruine wurde zum Fremdenverkehrsziel, auch nachdem in Folge des Ersten Weltkriegs die Geldmittel für die Sicherungsarbeiten schrittweise versiegten. Schwer beeinträchtigt wurde die Anlage allerdings durch den denkmalunverträglichen Einbau einer Skisprungschanze 1923, wenn die hier stattfindenen Sportveranstaltungen auch bis in die 1970er Jahre hinein zu den Höhepunkten des Wintersports im Osterzgebirge zählten.

Nach 1945 diente das Schloss als Kinderferienlager des Reichsbahnausbesserungswerks Chemnitz / Karl-Marx-Stadt. Auch in den Jahren der DDR wurde in die Sicherung der Burgruine investiert, während das seit 1900 im Schloss untergebrachte Heimatmuseum 1982/83 unter seinem verdienstvollen Leiter Werner Müller einen sehenswerten Neubeginn erlebte, indem der Schwerpunkt der Präsentation nun auf die Person des aus Frauenstein stammenden Orgelbaumeisters Gottfried Silbermann gelegt wurde. Nach der Wende wurde das Museum beträchtlich erweitert. Die Burgruine konnte bis 2001 durch den Freistaat Sachsen grundhaft saniert werden und steht den Besuchern in den Sommermonaten offen. Seit 2015 ist sie im Besitz der Stadt Frauenstein. Das Schloss gelangte 2006 in Privatbesitz. (AH)

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