28.10.2016

Bau des Quartieres an der Frauenkirche vor 10 Jahren

Bau des Quartieres an der Frauenkirche 2005

Bau des Quartieres an der Frauenkirche 2005

Anlässlich der Errichtung des Quartieres an der Frauenkirche von 2005 bis 2006 wurde eine Galerie mit Bildern vom Bau dieses den Neumarkt in Dresden in besonderer Weise prägenden Quartieres veröffentlicht. Am Beginn stand wie immer die archäologische Untersuchung der Fläche des historischen Stadtquartieres. Neben den gut erhaltenen Kellern der Häuser Neumarkt 1 bis 3 fanden sich neue Erkenntnisse zum alten Friedhof um die Frauenkirche, welcher beim Bau der barocken Kirche beseitigt wurde. Zum einen stellte sich der seit dem 11. Jahrhundert genutzte Friedhof als deutlich größer heraus und zum anderen fanden sich die Grundmauern eines größeren Gebäudes aus dem Mittelalter. Möglicherweise war dies das erste Maternihospital, welches nach dieser Theorie erst nach den Hussitenkriegen im Nordosten der Frauenkirche errichtet worden wäre. Leider war es durch die komplette Flutung der Keller durch Grundwasser beim Hochwasser 2002 nicht möglich auch nur einen dieser Keller zu erhalten. Sie wurden dann im Jahre 2003 durch das Landesamt für Archäologie zum Abbruch freigegeben. Blick auf das Hilton Hotel in DresdenBlick auf das Hilton Hotel in Dresden vom Neumarkt aus im Januar 2005 

Die Planungen zum Bau des Quartieres an der Frauenkirche wurden im Jahre 2002 unter Federführung der Bauherren Arturo Prisco und Kai von Döring begonnen. Zur Gestaltung des Quartieres spielten Architekturwettbewerbe eine große Rolle. Insbesondere die Wettbewerbsergebnisse zum Kopfbau in der Augustusstraße und der Bau des Passageneinganges auf der Ostseite sorgte bei nicht eben kleinen Teilen der Bevölkerung und bei der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. für Unmut, was letztlich wohl mit dazu führte, dass der Kopfbau in anderer Form nach Entwürfen des Architekturbüros Kai von Döring errichtet wurde. Später kam zur Bauherrengemeinschaft noch die holländische Firma Kondor Wessels. Im Jahre 2005 begann dann der Bau des Quartieres. Das Grundkonzept bestand und besteht aus mehreren in sich selbstständigen Gebäuden auf Basis einer gemeinsamen Tiefgarage im Keller und der Einkaufspassage in der Mitte des Quartieres. Beim Weigelschen Haus wurde zudem der Innenhof rekonstruiert. Mit dieser Parzellierung wird Urbanität erreicht, obwohl dies den Bauherren erhebliche Mehrkosten verursachte. An der Töpferstraße ist das Erscheinungsbild konsequent modern und wurde von vier Architekturbüros gestaltet. Damit ist ein Ensemble der Architektur der ersten Jahre des neuen Jahrhunderts entstanden, was in sich seinen Wert hat. Ein besonderes Highlight moderner Architektur Dresdens ist die Innengestaltung des Hotels QF nach Plänen des italienischen Architekten Lorenzo Bellini.QF in der Töpferstraße, VisualisierungVisualisierung der Töpferstraße durch Arte4D für das Architekturbüro Kai von Döring

Durch die Rekonstruktion von vier spätbarocken Fassaden im Ensemble an der Südseite des Quartieres zum Neumarkt zu wurde das historische Erscheinungsbild des Neumarktes zu großen Teilen wieder hergestellt, wofür den Bauherren zu danken ist. Die rekonstruierten Fassaden wurden vom 1. bis 4. Obergeschoss konsequent in Ziegelsteinen aufgemauert. Die Zierelemente, welche an den historischen Vorläufern aus Sandstein waren, wurden ebenso wieder in Sandstein ausgeführt, die Zierelemente wurden in Hartstuck ausgeführt. Somit entspricht die Ausführung der Fassaden weitgehend den historischen Vorläufern.Dresden, Blick zum QF von SüdwestenBlick zum Quartier an der Frauenkirche in Dresden von Südwesten im Jahre 2006

Was die Nutzung anbelangt, wird immer wieder die Passage kritisiert. Dem ist zu erwidern, dass sich diese weitgehend im Bereich der ehemaligen Hinterhöfe und Hofflügel der Parzellen an der Töpferstraße befindet. Damit kann keine Rede davon sein, dass sich die Passage hinter den Fassaden befände. Hinter den Fassaden befinden sich, wie vor 1945 auch, Geschäfte, Büros, Hotelzimmer und Wohnungen. Letztlich war die Errichtung der ersten Quartiere am Neumarkt für die Bauherren ein finanzielles Wagnis, wurde doch der Versuch unternommen in den Kubaturen des 18. Jahrhunderts ein modernes Innenstadtquartier bei Bodenpreisen einer Halbmillionen Metropole zu errichten. Die Einkaufspassage kann alles in allem als belebendes Element am Neumarkt betrachtet werden. Der Einzelhandel am Platze wäre sicherlich in negativer Weise ein anderer, wenn es die Passage nicht gebe würde. Zudem ist Arturo Prisco bemüht, einen hohen Qualitätsstandart bei der Auswahl der Geschäfte aufrecht zu erhalten. Auch wenn nicht jedem jede Fassade des Quartieres gefallen mag, wird doch die urbane Qualität auch von dem bestimmt, was sich hinter den Fassaden befindet. Mit dem breiten Angebot im Inneren des Quartieres kann man nach 10 Jahren den Bauherren zur Errichtung des Quartieres nur gratulieren und sagen, dass das Wagnis weitgehend geglückt ist. Nach Errichtung des Quartieres VI und der damit erfolgten weitgehenden Schließung des Platzbildes wird sich dann sicherlich der volle Erfolg einstellen.

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Link zum Panoramarundgang um das Quartier

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