17.09.2016

Renaissance in Dresden?

Portale und Rathäuser der Renaissance in Dresden

Portale und Rathäuser der Renaissance in Dresden

Allgemein gelten heute in Sachsen Städte wie Pirna, Meißen oder Torgau als Inkunabeln der sächsischen Renaissancebaukunst. Mit Dresden bringt man dies in der Regel weniger in Verbindung. Im "Marketingsprech" wird zudem nicht selten behauptet, Dresden sein ein völlig unbedeutender Ort gewesen, den erst August der Starke wach geküsst hätte. Dies ist schlichtweg falsch. Ach dresden war einst eine prächtige Stadt der Renaissance, deren Details sich wenig von denen in Pirna oder Meißen unterschieden, wie die folgenden Bilder zeigen.Renaissanceportale in MeißenRenaissanceportale im Stadtbild von MeißenPortal Altes Brauhaus in MeißenRenaissanceportal von 1570 am Alten Brauhaus in MeißenPortale in PirnaPortale des 16. und 17. Jh. in Pirna, teilweise im 18. Jh. verändert

Mit der Herausbildung fester Residenzorte in der frühen Neuzeit stieg die Bedeutung Dresdens Schritt für Schritt an. Im Zeitalter der Reformation kann davon ausgegangen werden, dass Dresden anderen sächsischen Städten wie Meißen, Pirna oder Torgau weder in der Zahl der Einwohner noch in der Pracht der Rathäuser, Kirchen und Bürgerhäuser nachstand. Bedeutender waren allerdings die Handelsstadt Leipzig und die Bergstädte Annaberg und Freiberg. Verglichen mit den großen Städten des Reiches wie Nürnberg, Köln oder Hamburg waren es allerdings allesamt Kleinstädte.Dresden, Rathaus am AltmarktRathaus auf dem Altmarkt, abgebrochen 1707; hist. Grafik, Archiv ArstempanoDresden, Rathaus Neustädter MarktRathaus auf dem Neustädter Markt, abgebrochen 1755; hist. Ansichtskarte, Archiv Arstempano

Mit dem Übergang der Kurwürde von den Ernestinern an die Albertiner unter Kurfürst Moritz 1547 begann dann der Aufstieg Dresdens zu einer der bedeutendsten Metropolen des Reiches im Zeitalter des Barock. Bis zum Dreißigjährigen Krieg entstand im Norden der Altstadt einer der größten und künstlerisch bedeutsamsten Fürstenhöfe der deutschen Renaissance. Im Kern gehen auf ihn noch das Residenzschloss, der Stallhof mit Langem Gang und Johanneum sowie das Albertinum mit den Hallen im Erdgeschoss zurück. Das Bürgertum wollte dem nicht nachstehen. Bürgerhäuser, Rathäuser und Kirchen wurden verschönert und zum Teil auf das reichste ausgestattet.Dresden, Westfront der KreuzkircheWestfront der Kreuzkirche, zertört 1760; hist. Ansichtskarte, Archiv Arstempano

Nach dem Stillstand während des Dreißigjährigen Krieges beschleunigte sich die Entwicklung der Stadt wiederum. Da der Platz in der flächenmäßig nicht zu großen Stadt begrenzt war, wurde zumeist umgebaut und erste Bauten der Renaissance entschwanden aus dem Stadtbild, wie z.B. die alten Rathäuser der Altstadt und Neustadt. Das Schloss brannte 1701 in Teilen aus. Beim Wiederaufbau bis 1719 verschwanden die Scraffitomalerei der Fassaden und ein Teil der Giebel. 1760 schossen schließlich die Preußen dieses historisch aus Renaissance und Barock entstandene Stadtbild zusammen. Während man einen großen Teil der Barockhäuser wieder herstellte, verschwanden viele der Renaissancefassaden. Zudem wurde die altehrwürdige zerstörte Kreuzkirche durch einen barocken Neubau ersetzt. Hinzu kam ein neuer Zeitgeist, der eher das Nüchterne und Rationale liebte. So verschwanden weitere Renaissancegiebel und Portale. Um 1800 war somit kaum noch etwas von der einstigen Pracht der Renaissancestadt Dresden zu spüren.Residenzschloss Dresden, Großer SchlosshofGroßer Hof des Residenzschlosses um 1680; hist. Ansichtskarte, Archiv Arstempano

Weitere Portale verschwanden in der Gründerzeit, als man die Erdgeschosse der Häuser zu Schaufenstern umgestaltete. Schon vor der Zerstörung 1945 gab es im Stadtbild nur noch vereinzelte Baudenkmale der Renaissance. Das bedeutendste erhaltene Zeugnis war wohl der Stallhof, wo man auch eines der bedeutendsten Renaissanceportale Deutschlands hin versetzt hatte, das Portal der einstigen Schlosskapelle. Ein weiteres bedeutendes Denkmal der Renaissance ist das Moritzmonument im Nordosten der Brühlschen Terrasse (Link zum Panorama).Renaissanceportale in DresdenPortal Sporergasse 5 und Kleine Kirchgasse 5 (Visualisierung Arte4D)

Nach der Zerstörung 1945 und den Flächenberäumungen war dann die bürgerliche Renaissancebaukunst in Dresden mit einer Ausnahme komplett verschwunden. Diese Ausnahme bestand aus einem nicht unbedeutenden Portal des Kühnschen Hauses, welches beim Umbau des Residenzschlosses unter Dunger & Frölich in den südöstlichen Rundturm versetzt wurde. Das Türblatt wurde in den 1980iger Jahren rekonstruiert.

Dresden, Portal Kühnsches HausPortal des Kühnschen Hauses, eingebaut am Südostturm des Residenzschlosses

Mit dem Wiederaufbau des Residenzschlosses kehrt der Große Schlosshof nach über 300 Jahren als Erinnerungsarchitektur in seiner ursprünglichen Form zurück, soweit dies heute noch möglich ist. Weiterhin entstanden und entstehen im Bereich der Schloßstraße, Sporergasse und Kanzleigäßchen auch einige Zeugnisse der Renaissance neu, die entweder bereits im 19. Jahrhundert oder 1945 zu Grunde gegangen waren. Dies betrifft die Renaissancegiebel mehrerer Gebäude, aber auch ein Renaissanceportal mit den typischen Sitznischen. Ein bedeutendes Zeugnis kehrte mit dem Wiederaufbau des Kanzleihauses zurück. Das Portal in der Kleinen Kirchgasse ist allerdings auch langfristig verloren. Zudem wird im Inneren der Gebäude manch fast 500 Jahre alte Spolie eingefügt.Dresden, Portal Kühnsches Haus, oberer TeilDresden, Portal Kühnsches Haus, oberer Teil

Dresden, Portal Kühnsches Haus, DetailDresden, Portal Kühnsches Haus, Detail

Weitere Abbildungen des alten Dresden finden sich in der Galerie

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