Vom Mythos Dresdens

Zahlreiche Großstädte haben sich im Laufe der Zeit, nicht nur nach 1945, immer wieder neu erfinden müssen und grundlegend verändert. Die ursprünglichen Stadtstrukturen sind häufig vor Ort kaum mehr nachvollziehbar und historische Gebäude früherer Zeitepochen oft nur noch fragmentarisch oder gar nicht mehr vorhanden.

In besonderem Maße gilt dies für das schon lange zum Mythos gewordene Dresden. Aus der Zeit der Gotik oder der Renaissance haben lediglich Versatzstücke die Zeitläufte überdauert. Von der Barockstadt existieren noch wichtige Monumentalbauten, ansonsten zeugen nur wenige Häuser und Palais sowie einige rekonstruierte Fassaden am Neumarkt von dieser Zeit, die den Ruf Dresdens als Kunst- und Kulturstadt am stärksten prägte. Aber es gibt mit Ausnahme zweier Kirchen und des Grünen Gewölbes keinen nennenswerten Innenraum mehr aus dieser Epoche. Dresden ist zu einem Mythos geworden, der die Phantasie der Menschen anregt. Die meisten der bis zu 10 Millionen Besucher jährlich sind „auf der Suche [...] nach der barocken Stadt Canalettos“ (Reiseführer Marco Polo), wofür die unzähligen „Dresdensia“ in den örtlichen Buchhandlungen beredtes Zeugnis ablegen. Eine Entsprechung in Form eines gegenwärtig erlebbaren Stadtorganismus mit Gebäuden und Innenräumen gibt es hingegen kaum mehr. Virtuell bietet ARSTEMPANO Ihnen künftig diese Möglichkeit mit der schrittweisen Darstellung der Stadt zur Zeit der größten Blüte der Kunst in ihren Mauern im 18. Jahrhundert!

Dinglingerbrunnen im Innenhof in Dresden

Dresden, Innenhof des ehem. "Dinglingerhauses"  Frauenstraße 9 (Visualisierung)

Wie sah sie wirklich aus, die Lebenswelt eines Kreuzschülers zur Reformationszeit oder die eines Heinrich Schütz? Wie unterschied sich die Stadt Augusts des Starken von den Veduten Canalettos, und sah das Dresden des Grafen Brühl wirklich so aus wie von dem großen Venezianer dargestellt? Welche Gestalt besaß die Hauptstadt der deutschen Romantik zur Zeit Theodor Körners oder Ludwig Richters? 

Auf diese Fragen wollen wir mit unseren neuartigen „Zeitreisen“ eine Antwort geben, indem zumeist vergessene, jedoch faszinierende und bedeutende Raumbilder mittels virtueller Modelle in ihrem Zustand vor der Erfindung des Fotoapparates neu inszeniert werden. Durch das akribische Kombinieren verschiedenster Puzzleteile entsteht eine spannende Reise in die Vergangenheit, auf welcher in sich geschlossene Stadträume und ausgewählte Gebäude erkundet werden können. Perspektivisch ist eine Vielzahl weiterer Orte und Monumente für „Digitale Zeitreisen“ von Interesse. Sei es durch eine wechselhafte Baugeschichte, durch ihren Zustand als Ruine oder weil durch Krieg und Vandalismus Bauwerke nur noch fragmentarisch oder gar nicht mehr vorhanden sind.

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