24.04.2016

Im barocken Dresden Balkons nur für den Adel!

Palais Hoym Dresden

Palais Hoym Dresden

Regimentshaus Dresden

Regimentshaus Dresden

Es dürfte bisher wenig bekannt sein, dass die Balkone bzw. Altane über den Haupteingängen, wie hier beim Palais Hoym, überwiegend den Palaisbauten des Adels vorbehalten waren. Beispiele gibt es viele: Palais Brühl, Palais Hoym, Coselpalais, British Hotel, Regimentshaus, Kurländer Palais, Taschenbergpalais, Palais Vitzthum-Rutowski, Palais Flemming-Sulkowski und andere mehr. Nun könnte man sagen, das Hotel Stadt Rom ist doch ein bürgerliches Haus und hat auch einen Balkon? Die Erklärung ist einfach: Nachdem August der Starke zum katholischen Glauben konvertiert und polnischer König geworden war, wurde Dresden mehr und mehr zu einer europäischen Metropole. Dies bedeutete einerseits eine explosionsartige Zunahme der Einwohnerzahl, ohne dass sich die Stadt in der Fläche enorm ausgedehnt hätte. Hier ein paar Zahlen:  um 1700 = etwa 20.000 Einwohner, 1727 = 46.472 und 1755 = 63.209 Einwohner. Grund und Boden waren entsprechen rar und teuer und durften nur durch Lutheraner erworben werden. War der König anwesend, wurde aber auch Wohnraum für die Mitglieder des polnischen Adels und die Gesandten der europäischen Höfe in Dresden benötigt. Bauten wie das Hotel Stadt Rom, der Vorgängerbau des Coselpalais, das Cäsarsche oder Triersche Haus wurden daher errichtet, um diesen Standespersonen ihren Ansprüchen gemäßen Wohnraum auf Zeit zur Verfügung zu stellen. Auch das Hotel de Pologne mit seiner Fassade in der Schloßstraße von 1763 dürfte hier einzureihen sein, stieg doch hier auch der europäische Hochadel ab und feierte seine Maskenbälle. Bürgerhäuser wurden hingegen oft mit Erkern verziert, welche im Barock zunehmend mit einem abschließenden Altan im Mezzaningeschoss versehen wurden. Dass das Hotel Stadt Rom über zwei Erker verfügte, zeigt einmal mehr seine Zwischenform zwischen barockem Adelspalais und Bürgerhaus. Erst das 19. Jahrhundert beendete diese Standeseinteilungen und der Balkon hielt Einzug in die bürgerliche Architektur Dresdens. 

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