Geschichte der Stadt Frauenstein

Stadt und Schloss Frauenstein
Stadt und Schloss Frauenstein von der Burg aus - 2014

Die Gründung des Ortes Frauenstein wird allgemein mit der Gründung der Burg in Verbindung gebracht. Die Lage im Kuttelbachtal nordöstlich unterhalb der Burg entsprach jedoch noch nicht derjenigen der heutigen Stadt. Ob der 1218 in einer Urkunde des Meißner Bischofs genannte Geistliche Heinrich von Frauenstein der ersten Gemeinde im Tal oder der Burg zuzuordnen ist, lässt sich nicht mehr klären. Bis ins 14. Jh. scheint die Siedlung aber nur geringe Bedeutung besessen zu haben, denn in Urkunden ist ausschließlich von der Burg die Rede. Erst 1335 tritt mit der Nennung eines "schultheize zcu Frowensteyn" der noch dörfliche Ort aus dem Dunkel der Geschichte.

Nach dem die Burg nach 1330 zu einer Residenz der Meißner Burggrafen wurde, erlangte auch der Ort höhere Bedeutung und wurde 1384 als "oppidum" bezeichnet (lat. Bezeichnung für eine kleinere, befestigte Ansiedlung). Im selben Jahr stiftete Burggraf Berthold von Meißen die Kapelle zum Heiligen Kreuz in seinem "Städtchen Frauenstein". Bei dieser dürfte es sich um die heutige Friedhofskapelle handeln. Sehr wahrscheinlich gab es schon vorher eine Kapelle, die nun wohl zu klein geworden war. Wenige Jahre später verliehen die Burggrafen der Gemeinde "zum Frauenstein" 1411 das Stadtrecht. Rechtlich war der Ort damit den großen Städten wie Freiberg oder Leipzig gleichgestellt. Das damit verbundene Marktrecht erhöhte die Anziehungskraft Frauensteins für sein Umland. Der Ort wurde Zentrum eines Burgdistrikts mit seinen bis zu 20 Dörfern, aus dem später das Amt Frauenstein hervorging. Beleg für die enge Verflechtung von Burg und Stadt ist die Besetzung der Pfarrstelle mit dem burggräflichen Schreiber. Die Bevölkerung dürfte durch Mitglieder einfacher Berufe geprägt gewesen sein: Kleinhändler, Bergleute umliegender Gruben und die Handwerker, die die Burg und die Dörfer des Umlands mit den notwendigen Waren versorgten. Dazu zählten neben Bekleidung, Möbel und Töpferwaren ebenso Fässer wie bauhandwerkliche Leistungen.

Im Verlaufe des 15. Jahrhunderts wurde die Stadt auf den Sattel zwischen Sandberg (ca. 680 m ü.NN) und Burgfelsen (ca. 675 m ü.NN) in das Vorfeld der Burg verlegt. Neben Gründen der verbesserten Sicherheit (die Hussitenkriege von 1419-1434 verheerten auch das Kurfürstentum Sachsen) und der Infrastruktur (Verlauf der Handelsstraße nach Böhmen über diesen Sattel, sehr wahrscheinlich war zudem der Burgzugang immer von Süden her und hatte zur Ansiedlung von Gebäuden geführt; dies würde den Ausdruck "slos frawenstein mit dem stetil dorumb" in einer Urkunde von 1465 erklären) könnte hierfür auch die planmäßige Anlage einer neuen Stadt durch die neuen Burgherren von Schönberg auf Purschenstein nach 1473 verantwortlich sein. Grundvoraussetzung für die Verlegung der Stadt war die Wasserversorgung auf der Höhe, die erst mit der Verlegung einer Wasserleitung aus Holzrohren auf den regelmäßigen Marktplatz im Jahre 1479 erfüllt war.

Ab diesem Zeitpunkt ging der Aufbau der neuen Stadt relativ schnell voran. Die in der Mitte des Marktplatzes stehende Stadtkirche "unser liben frawen" wurde zwar erst 1507 erstmals urkundlich erwähnt, ein in Stein gemeißelte Inschrift am Bau ist jedoch bereits auf 1491 datiert. Im selben Jahr wurde das erste Frauensteiner Pfarrhaus am Wassertor in der Nähe der alten Stadt errichtet. Rathaus und Fronfeste standen ebenso frei auf dem Marktplatz mit seinen 400 m Umfang. 1493 wird die Baderei erwähnt, bis 1512 wurde die 900 m lange Stadtmauer mit ihren 4 Toren fertiggestellt. Im Gegensatz zu dem unregelmäßigen, beengten Grundriss der nun verlassenen alten Stadt (damit in deutlicher Nähe zur Anlage mancher alter Bergstadt, etwa Geising) ist die Neugründung Frauensteins mit dem dominierenden Marktplatz in Zentrum von den klaren Prinzipien der Renaissance geprägt.

Bereits 1534 wurde die neu gebaute Stadt ein erstes Mal Opfer eines Stadtbrandes. Bis 1602 erfolgte der Neubau des baufällig gewordenen Rathauses. Im Jahre 1632 wurden Stadt wie Schloss und Burg durch Plünderungen der "Holkschen Reiter" in Mitleidenschaft gezogen. Der in kaiserlichen Diensten stehende General Heinrich von Holk (1599-1633), ein Vertrauter Wallensteins, verwüstete mit seinen Reitern in diesen Jahren weite Bereiche des Erzgebirges. Mehrfach schlug im 16. und 17. Jh. zudem die Pest zu. In seiner Entwicklung so immer wieder zurückgeworfen, teilte Frauenstein das Schicksal vieler anderer erzgebirgischer Kleinstädte (z.B. Liebstadt, Bärenstein, Sayda). Die Einwohner brachten es zwar zu bescheidenem Wohlstand, größere Bedeutung erlangten die Orte aber nicht. Grund waren auch die fehlenden wirtschaftlichen Grundlagen, etwa die im Vergleich zu Freiberg, Annaberg oder Schneeberg viel zu geringen Erzvorkommen oder der magere Ertrag von den Feldern der umliegenden Dörfer in der rauen Gebirgsgegend. Bedeutung erlangte Frauenstein im 18. Jahrhundert als Heimat des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann, der hier 1711 seinen ersten selbständigen Orgelneubau verwirklichte.

Der katastrophale Stadtbrand von 1728 vernichtete den mühsamen Aufschwung seit Ende des Dreißigjährigen Krieges: Neben Burg und Schloss war die gesamte Stadt innerhalb der Ummauerung betroffen, es wurden alle öffentlichen Gebäude und 62 Wohngebäude zerstört. Die Behebung der Folgen dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, bevor die Stadt 1869 wiederum fast komplett abbrannte. Der Wiederaufbau ging diesmal jedoch relativ rasch vonstatten, ermöglicht durch eine große Spendensammlung in ganz Deutschland. Schulhaus und Stadtkirche entstanden am alten Standort neu, das Rathaus wurde an die westliche Front des Marktplatzes verlegt.

Der 1898 eröffnete Kleinbahnanschluss (1971 stillgelegt) förderte nicht nur die handwerklich geprägten Betriebe der Stadt, er hatte zudem ein erhebliches Anwachsen des Fremdenverkehrs zur Folge. Ab 1901 wurde die Burgruine gesichert und entwickelte sich seitdem zu einem Ausflugsziel ersten Ranges. Seit 1974 war Frauenstein staatlich anerkannter Erholungsort.

Die Entwicklung nach der Wende 1989 entspricht derjenigen in zahlreichen anderen ostdeutschen Kleinstädten. Neben der Etablierung mehrerer mittelständischer Firmen und der Bedeutung des Ortes als beliebtes regionales Ausflugsziel (mit mehreren Hotels und Restaurants, dem sehenswerten Gottfried-Silbermann-Museum und der Burgruine) stehen die Probleme des demographischen Wandels und die Konkurrenz durch andere Reiseziele, die vor 1989 nicht erreichbar waren, so dass sich die Gästezahlen zum Ende der DDR wohl nicht mehr erreichen lassen werden. Eine Hauptaufgabe der kommenden Jahre wird deshalb neben den durch die Landespolitik zu treffenden Maßnahmen zur Förderung des ländlichen Raumes die Konzentration auf den Tourismus sein. (AH, TK)

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